Senioren hier, Senioren dort, oder "Lang ist es her..."

Seit dem letzten Blog sind eine Tage ins land gezogen, in denen natürlich auch einiges passiert ist. In diesem Eintrag werde ich nicht alles abarbeiten, aber freut auf einen Artikel über den fetzigen Alltag mit den Senioren. Langweillig wird enem da nämlich nie.

 

Es war einmal, vor langer langer Zeit. So könnte ich tatsächlich anfangen, denn die Ereignisse von vor ungefähr vier Wochen erscheinen mir schon sehr weit weg und sehr lange her. Es passiert hier so viel, und jeden Tag prasseln trotz der Routine, die langsam entsteht, so viele Einflüsse auf mich ein. Allerdings ist es nicht so, dass jeder Tag durchweg mit Action und Partys gefüllt ist. Doch dazu später mehr, in dem ersten Eintrag seit längerer Zeit werde ich zuerst einmal versuchen, die Ereignisse der Seniorengruppe zusammen zu fassen. So habt ihr wenigstens schon mal etwas zum lesen.

 

 

Das erste Ereignis, das nicht aus theoretischer Routine, denn für uns ist es immer noch neu, bestand war der Tag der Senioren in Wrocław. Dieser Tag wird einmal im Jahr organisiert, und dafür treffen sich ganz viele ältere Herrschaften auf dem Rynek, Hauptplatz, von Breslau. Dabei sollten alle ihr Hüte aufsetzen, denn sie hatten wohl vor, einen Weltrekord aufzustellen. So wirklich sicher bin ich mir da nicht, der Weltrekord von Senioren mit Hüten auf einem Platz hört sich nicht so überzeugend an. Und ich habe auch niemanden gesehen, der die Hüte gezählt hätte. Trotz allem war das Bild natürlich amüsant, so viele Rentner mit Hüten auf einem Fleck. Auf einem Bild unten seht ihr unsere Seniorengruppe der Gemeinde. Zumindest einen kleinen Teil, denn die Gruppe wächst hier jeden Tag, da die Stadt neuerdings auch Menschen hierher schickt. Die Gruppe soll bis über fünfundzwanzig Senioren wachsen im nächsten Monat. Das hört sich nach viel an, vor allem wenn man bedenkt, das nur ein Freiwilliger, Lukas oder ich, neben Alina für die Gruppe da ist. Allerdings arbeiten uach zwei der Senioren als Freiwillige, doch natürlich können sie nicht ganz so viel leisten wie wir. Mal sehen, von der Entwicklung werdet ihr auf jeden Fall nochmal hören.

 

 

Ein weiterer Ausflug, den wir mit den Senioren unternommen haben führte uns zu einem anderen Seniorenzentrum. Dort wurde eine Wettkampf veranstaltet, bei denen sie sich in verschiedenen Disziplinen messen konnten. Zu Beginn wurden in einem großen Saal die Regeln erklärt. Jeder der Senioren erhielt einen Zettel, auf dem die Punkte vermerkt wurden. Während diesem organisatorischen Kram wurde ich neben den ganzen Betreuern auch vorgestellt. In dem Zusammenhang wurde, so glaube ich, ein Witz über Deutsche gerissen, den mir Alina aber nicht übersetzt hat. Ich bezweifle allerdings, dass es etwas fieses war, denn die Leute waren alle sehr nett, und ich konnte an einer Station auch mithelfen. An meiner Station mussten die Senioren mit Stöcken andere Stöcke abwerfen und mit einer Kugel in ein Loch rollen. Guckt euch einfach die Bilder an, ich glaube das ist verständlicher. Am Ende der Veranstaltung gab es noch kleine Preise für die Gewinner, und auch für alle anderen Teilnehmer gab es Jutebeutel. Die Betreuer haben natürlich auch einen bekommen, aber ich glaube ich kann mit dem Seniorenführer aus Breslau auf polnisch nicht so viel anfangen. Einige sinnvolle Sachen waren aber trotzdem dabei. Die Rückfahrt mit dem VW-Bus war auch eine witzige Angelegenheit, denn der polnische Verkehr ist schon eine Nummer für sich. Und auch der Fahrer, Damian, hat nichts von vorausschauender Fahrweise gehört.

 

 

Zwischen diesen ganzen Ausflügen mit der Tagesgruppe gibt es natürlich auch normale Tage, an denen wir hier in der Gemeinde sitzen und die älteren Herrschaften beschäftigen müssen. Der kreative Teil, der uns dabei bisher am meisten beschäftigt hat ist das Basteln. Wenn gerade keine besondere Veranstaltung ist wird eigentlich jeden Tag gebastelt. Wenn wir wollen können Lukas und ich also für unsere Tage in der Gruppe immer etwas vorbereiten. Mittlerweile habe ich schon einiges mit den Senioren umgesetzt und ich habe eine Kreative Seite an mir entdeckt, mit der ich gar nicht gerechnet hätte. Aber ich habe das Gefühl, dass jeden Moment meine Kreativität aufgebraucht ist, aber mal sehen, was mir noch so für Ideen kommen. Angefangen haben wir hier mit Kastanienmännchen. Also bei den Senioren wurden es vor allem abstrakte Kastanienfiguren, in die man bestimmt etwas rein interpretieren kann. Die Männchen sind eher in der Unterzahl. Aber das war bisher immer so bei den Senioren, alles wird irgendwie bunter und abstrakter als ich es mir vorgestellt habe. Ich glaube das ist ganz gut, denn so komme ich von dem Gedanken weg, es gibt immer nur eine Lösung. Vor allem bei solchen kreativen Aufgaben leben sich alle vollkommen anders aus, weil alle einfach eine komplett andere Vorstellung haben. Perfekt gibt es hier nicht, ebenso wenig wie richtig oder falsch. Jeder malt, baut und bastelt einfach drauf los. Na ja, das stimmt jetzt nicht ganz, denn viele der Demenzkranken sitzen erstmal so lange vor den Werkzeugen, bis man ihnen einen Anstoß gibt. Ähnlich war das auch bei den Drachen, die wir gebastelt haben. Einige wollten einfach nichts machen, was man ihnen nicht direkt vor die Nase gelegt hat. Andere hingegen haben erstaunlich viel Kreativität. Auch von den Drachen könnt ihr unten Fotos angucken. Heute habe ich mit den Senioren ein Mobile gebastelt. Die Senioren haben ihre Figuren ausgeschnitten und sich selbst bemalt. Danach haben wir uns alle aufgehängt und ausbalanciert.

 

 

Neben diesen Basteleinheiten werden dann noch Spiele gespielt, Kuchen gegessen und Kaffee getrunken. Und Gymnastik gibt es auch noch, damit haben wir allerdings wenig am Hut. Die Spiele bestehen zum einem aus Wissens und Erinnerungsspielen. So sollen die Senioren die größten Städte Polens aufzählen, oder sagen, was man zum Frühstück ist und wie teuer das jeweils ist. Aber auch Domino, Jenga und natürlich auch, wie könnte es anders sein, Bingo werden gespielt. Ausleben können Lukas und ich uns allerdings nicht nur in der Bastel- und Malecke, an sich können wir uns hier komplett ausleben und alles mit den Senioren machen, was ihnen gut tut und sie beschäftigt. Und was moralisch nicht verwerflich ist. Und natürlich muss es finanziell in einem machbaren Rahmen liegen. Aber sonst sind unserer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Bis jetzt habe ich das noch nicht wirklich ausgenutzt, aber das Jahr hat ja gerade erst angefangen. Im nächsten Eintrag werde ich euch etwas über den Kindergarten und die Feste und Ausflüge dort erzählen. Bleibt gespannt, ich hoffe ich müsst weniger als einen Monat warten.

 

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