Das etwas andere Silvester

Zu Weihnachten war ich seit langer Zeit mal wieder daheim in Hamburg. Endlich konnte ich fast die gesamte Familie und viele Freunde wieder sehen. Lange bin ich aber nicht in Deutschland geblieben, denn über Silvester hatte ich schon etwas in Polen geplant.

 

 

Am einundzwanzigsten Dezember bin ich über Nacht nach Hamburg gefahren. So bin ich gerade noch rechtzeitig zu dem Frühstück mit meiner Schwester und meiner Mutter gekommen, denn sie hatten noch keinen Urlaub. Die Tage in Hamburg waren sehr schön, ich habe mich gefreut, endlich viele bekannte Gesichter wieder zu sehen. Das Weihnachtsfest mit der Familie habe ich vielleicht etwas mehr genossen als die vorherigen Jahre, denn viele Verwandte habe ich lange nicht mehr gesehen. Viele meiner Freunde habe die Feiertage auch in Hamburg verbracht, und so konnten wir uns endlich alle mal wieder sehen. Die Zeit in Deutschland hat also viel Spaß gemacht, trotzdem musste man sich erst einmal wieder an das Land gewöhnen musste. Plötzlich versteht man alle noch so unwichtigen Gespräche in der Bahn, und irgendwie wollte ich die Leute immer auf polnisch begrüßen.

 

 

 

Die erste Zeit in Polen viel dann aber doch nicht so leicht, denn ich hatte hier in meiner Wohnung weniger als zwölf Stunden, bevor es in die Berge ging. Also nur Zeit um kurz zu schlafen und Koffer zu packen, und dann auf zu meiner Mitfahrgelegenheit. Dann haben wir uns im vollgepackten Auto zu viert auf den Weg nach Nowy Gierałtów gemacht. Was, ihr kennt diesen Ort nicht?! Kein Wunder, denn er besteht nur aus einer Straße, und es gibt nicht mal einen Laden. Aber natürlich eine Kirche. Und einen Pfarrer, der dazugehört. Und bei dem haben wir über Silvester gewohnt. Der Pfarrer wurde vor der Abfahrt als ein bisschen verrückt beschrieben, und nach der Reise weiß ich auch warum. Zum einem ist er ein Tierfreund, und hat fünf Hunde und drei Esel. Auf einem der Esel reitet er immer an Palmsonntag durch das Dorf. Des Weiteren ist er wohl auch begeisterter Motorradfahrer, denn in seinem Keller steht ein schickes Rad. Auch hängen im Treppenhaus viele Bilder mit Motorrädern, so auch von einer Hochzeit, wo das Brautpaar auf einem Motorrad fährt. Hoffentlich ist das Kleid nicht zu dreckig geworden. Und zu guter Letzt ist der Pfarrer auch noch ein kreativer Bastler. Er baut sehr viel selber, und seine Wohnung ist neben einem Billardtisch noch mit allerlei Krimskrams geschmückt. Das Beste ist aber ein Auto, was er modifiziert hat. Es erinnert mich ein bisschen an den fahrbaren Untersatz der Ghostbusters, denn auf dem Dach hat es ein Licht, mit verschiedenen christlichen Symbolen. Am witzigsten ist aber der Darth Vader Kopf auf dem Kofferraum, der Geräusche macht, wenn man Geld einwirft. So, jetzt aber zum eigentlichen Thema, warum, und mit wem war ich jetzt eigentlich in den Bergen?

 

 

 

Unsere Mentorin hatte Lukas und mich dazu eingeladen, über die letzten Monate ein kleines Theaterstück einzuüben. Mit dabei sind alle möglichen Leute, von Anwälten bis zu Regisseuren. Insgesamt waren wir um die zehn Leute. Das Stück, was aufgeführt werden sollte, war eine Weihnachtsgeschichte, und wohl traditionell polnisch. Es kamen allerdings weder Jesus noch seine Eltern vor, sondern nur Herodes, ein Jude, Engel und Teufel, eine Ziege, ein Kranich und Turon. Der Turon ist ein bisonähnliches Tier, dass früher in Polen gelebt hat, mittlerweile jedoch ausgestorben ist. Um ihn ranken sich viele Legenden, doch ist er eigentlich immer der Böse. Das war meine Rolle, aber natürlich nur, weil der Gute keinen Text hatte. Nach dem wir nun ungefähr zwei Monate dieses Stück geübt hatten, wollten wir es in den Bergen das erste Mal aufführen. Während zwei Tagen sind wir also von Haus zu Haus gegangen, und haben gesungen, getanzt und aufgeführt. Die Gruppe macht das allerdings auch nicht zum ersten Mal, sondern bereits seit fünf Jahren. Die Schauspieler sind jedes Jahr jedoch etwas anders. Das Dorf ist über Silvester aber immer das gleiche geblieben, und mittlerweile ist die Gruppe etwas bekannter. Im Januar wird dieses Stück übrigens auch in verschiedenen anderen Orten, wie der Arche Wohngemeinschaft oder Krankenhäusern aufgeführt. Jetzt aber erst mal zurück nach Nowy Gierałtów. Während am ersten Vormittag noch etwas geprobt wurde, ging es am Nachmittag schon direkt los. Doch wie reist man mit einer so großen Gruppe in einem kleinen polnischen Dorf? Genau, natürlich auf einem alten, löchrigen Anhänger, gezogen von einem Traktor. Aber diesen Service hatten wir nur für die ersten beiden Stationen, dann sind wir zu Fuß weiter gezogen. Unsere erste Station war eine Herberge, und dieser erste Auftritt hat mich etwas verwirrt, weil ich nicht so viel verstehe, und es etwas anders ablief als geplant. Doch ab da wurde es immer besser, denn vor allem sind wir in kleine Häuser gegangen und haben die Leute in ihren Wohnzimmern überrascht. Das war immer sehr persönlich, denn wir standen dann mitten in dem Haus einer Fremden Familie, und man hat sehr viele Einblicke in ihr Leben bekommen. Alle haben sich immer sehr gefreut, und vor allem, wenn sie nicht mit uns gerechnet haben war es sehr rührend. Manchmal hatte ich zwar das Gefühl, wir haben alle Teppiche in diesem Haus zerstört, denn unsere Große Gruppe hat sich einfach in die kleinsten Räume gezwängt, und dann natürlich mit den dreckigen, etwas verschneiten Schuhen. Doch die Leute waren immer sehr lieb, haben uns etwas zu essen, und natürlich auch etwas alkoholisches zu Trinken, angeboten. Während unserer Auftritte ist mir sehr der Unterschied zwischen alteingesessenen Bewohnern und den neu zugezogenen aufgefallen. Die älteren Bewohner haben nicht viel Geld, sind eher arm, und haben noch ihre alten Häuser. Die jungen Familien, die hingegen vermutlich aus der Stadt hierher gezogen sind, haben sich hier ihr Eigenheim im Grünen verwirklicht und haben nicht so viele Geldprobleme. Nett aufgenommen wurden wir aber überall, doch die älteren Menschen waren am meisten gerührt. Viele von ihnen lebten mittlerweile schon allein, und sind sehr glücklich, wenn man sich für sie Zeit nimmt. Auch eine deutsche Frau haben wir besucht. Sie hat das Dorf nach dem zweiten Weltkrieg nicht verlassen, und lebt seitdem in Polen. Da sie vermutlich lange kein Deutsch mehr gesprochen hat, war es sehr interessant ihr zu zuhören. Ihr Sprache war noch aus einer anderen Zeit.

 

 

 

An Silvester haben wir nach einer mittaglichen Wanderung am Nachmittag unsere Tour fortgesetzt, statt mit Traktor jetzt mit Fackeln. Unser letzter Auftritt war an diesem Tag in der dritten Herberge auf unserem Weg. Danach wurde wir hier mit Bigos, einem traditionellen polnischen Gericht, und verschiedenen anderen Speisen belohnt. Um Mitternacht sind wir zu unserer Unterkunft zurück gegangen, denn der Pfarrer hat dort eine Heilige Messe veranstaltet. Danach haben wir noch sehr lange polnische Weihnachtslieder gesungen, von denen ich immer noch einen Ohrwurm habe. Das singen brachte sehr viel Spaß, denn mit dem Liederbuch konnte ich auch sehr gut mithalten. Und die polnischen Lieder sind, zumindest von uns gesungen, etwas peppiger als die Deutschen. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass man zu deutschen Weihnachtslieder wirklich gut tanzen kann. Am ersten Januar ging es um zwölf wieder in die Messe, wo wir sie mit unsrem Gesang etwas aufgewertet haben. Nach dem Gottesdienst hat der Pfarrer in der Kirche noch seinen selbstgemachten Alkohol, wie z.B. Eierlikör, versteigert, denn man natürlich auch probieren konnte. Im Laufe des Tages sind wir dann wieder zurück nach Breslau gefahren, und mittlerweile habe ich schon die ersten Arbeitstage hinter mir.

 

 

 

P.S.: Ich habe übrigens viele Auftritte gefilmt, vielleicht kriegt ihr davon bald etwas zu sehen. Und ich hoffe, ich kann meinen Vorsatz, mehr auf dem Blog zu schreiben, etwas länger durch ziehen als letztes Jahr.

 

 

 

Bis dann,

 

 

 

Euer Leopoland

 

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Senioren hier, Senioren dort, oder "Lang ist es her..."

Seit dem letzten Blog sind eine Tage ins land gezogen, in denen natürlich auch einiges passiert ist. In diesem Eintrag werde ich nicht alles abarbeiten, aber freut auf einen Artikel über den fetzigen Alltag mit den Senioren. Langweillig wird enem da nämlich nie.

 

Es war einmal, vor langer langer Zeit. So könnte ich tatsächlich anfangen, denn die Ereignisse von vor ungefähr vier Wochen erscheinen mir schon sehr weit weg und sehr lange her. Es passiert hier so viel, und jeden Tag prasseln trotz der Routine, die langsam entsteht, so viele Einflüsse auf mich ein. Allerdings ist es nicht so, dass jeder Tag durchweg mit Action und Partys gefüllt ist. Doch dazu später mehr, in dem ersten Eintrag seit längerer Zeit werde ich zuerst einmal versuchen, die Ereignisse der Seniorengruppe zusammen zu fassen. So habt ihr wenigstens schon mal etwas zum lesen.

 

 

Das erste Ereignis, das nicht aus theoretischer Routine, denn für uns ist es immer noch neu, bestand war der Tag der Senioren in Wrocław. Dieser Tag wird einmal im Jahr organisiert, und dafür treffen sich ganz viele ältere Herrschaften auf dem Rynek, Hauptplatz, von Breslau. Dabei sollten alle ihr Hüte aufsetzen, denn sie hatten wohl vor, einen Weltrekord aufzustellen. So wirklich sicher bin ich mir da nicht, der Weltrekord von Senioren mit Hüten auf einem Platz hört sich nicht so überzeugend an. Und ich habe auch niemanden gesehen, der die Hüte gezählt hätte. Trotz allem war das Bild natürlich amüsant, so viele Rentner mit Hüten auf einem Fleck. Auf einem Bild unten seht ihr unsere Seniorengruppe der Gemeinde. Zumindest einen kleinen Teil, denn die Gruppe wächst hier jeden Tag, da die Stadt neuerdings auch Menschen hierher schickt. Die Gruppe soll bis über fünfundzwanzig Senioren wachsen im nächsten Monat. Das hört sich nach viel an, vor allem wenn man bedenkt, das nur ein Freiwilliger, Lukas oder ich, neben Alina für die Gruppe da ist. Allerdings arbeiten uach zwei der Senioren als Freiwillige, doch natürlich können sie nicht ganz so viel leisten wie wir. Mal sehen, von der Entwicklung werdet ihr auf jeden Fall nochmal hören.

 

 

Ein weiterer Ausflug, den wir mit den Senioren unternommen haben führte uns zu einem anderen Seniorenzentrum. Dort wurde eine Wettkampf veranstaltet, bei denen sie sich in verschiedenen Disziplinen messen konnten. Zu Beginn wurden in einem großen Saal die Regeln erklärt. Jeder der Senioren erhielt einen Zettel, auf dem die Punkte vermerkt wurden. Während diesem organisatorischen Kram wurde ich neben den ganzen Betreuern auch vorgestellt. In dem Zusammenhang wurde, so glaube ich, ein Witz über Deutsche gerissen, den mir Alina aber nicht übersetzt hat. Ich bezweifle allerdings, dass es etwas fieses war, denn die Leute waren alle sehr nett, und ich konnte an einer Station auch mithelfen. An meiner Station mussten die Senioren mit Stöcken andere Stöcke abwerfen und mit einer Kugel in ein Loch rollen. Guckt euch einfach die Bilder an, ich glaube das ist verständlicher. Am Ende der Veranstaltung gab es noch kleine Preise für die Gewinner, und auch für alle anderen Teilnehmer gab es Jutebeutel. Die Betreuer haben natürlich auch einen bekommen, aber ich glaube ich kann mit dem Seniorenführer aus Breslau auf polnisch nicht so viel anfangen. Einige sinnvolle Sachen waren aber trotzdem dabei. Die Rückfahrt mit dem VW-Bus war auch eine witzige Angelegenheit, denn der polnische Verkehr ist schon eine Nummer für sich. Und auch der Fahrer, Damian, hat nichts von vorausschauender Fahrweise gehört.

 

 

Zwischen diesen ganzen Ausflügen mit der Tagesgruppe gibt es natürlich auch normale Tage, an denen wir hier in der Gemeinde sitzen und die älteren Herrschaften beschäftigen müssen. Der kreative Teil, der uns dabei bisher am meisten beschäftigt hat ist das Basteln. Wenn gerade keine besondere Veranstaltung ist wird eigentlich jeden Tag gebastelt. Wenn wir wollen können Lukas und ich also für unsere Tage in der Gruppe immer etwas vorbereiten. Mittlerweile habe ich schon einiges mit den Senioren umgesetzt und ich habe eine Kreative Seite an mir entdeckt, mit der ich gar nicht gerechnet hätte. Aber ich habe das Gefühl, dass jeden Moment meine Kreativität aufgebraucht ist, aber mal sehen, was mir noch so für Ideen kommen. Angefangen haben wir hier mit Kastanienmännchen. Also bei den Senioren wurden es vor allem abstrakte Kastanienfiguren, in die man bestimmt etwas rein interpretieren kann. Die Männchen sind eher in der Unterzahl. Aber das war bisher immer so bei den Senioren, alles wird irgendwie bunter und abstrakter als ich es mir vorgestellt habe. Ich glaube das ist ganz gut, denn so komme ich von dem Gedanken weg, es gibt immer nur eine Lösung. Vor allem bei solchen kreativen Aufgaben leben sich alle vollkommen anders aus, weil alle einfach eine komplett andere Vorstellung haben. Perfekt gibt es hier nicht, ebenso wenig wie richtig oder falsch. Jeder malt, baut und bastelt einfach drauf los. Na ja, das stimmt jetzt nicht ganz, denn viele der Demenzkranken sitzen erstmal so lange vor den Werkzeugen, bis man ihnen einen Anstoß gibt. Ähnlich war das auch bei den Drachen, die wir gebastelt haben. Einige wollten einfach nichts machen, was man ihnen nicht direkt vor die Nase gelegt hat. Andere hingegen haben erstaunlich viel Kreativität. Auch von den Drachen könnt ihr unten Fotos angucken. Heute habe ich mit den Senioren ein Mobile gebastelt. Die Senioren haben ihre Figuren ausgeschnitten und sich selbst bemalt. Danach haben wir uns alle aufgehängt und ausbalanciert.

 

 

Neben diesen Basteleinheiten werden dann noch Spiele gespielt, Kuchen gegessen und Kaffee getrunken. Und Gymnastik gibt es auch noch, damit haben wir allerdings wenig am Hut. Die Spiele bestehen zum einem aus Wissens und Erinnerungsspielen. So sollen die Senioren die größten Städte Polens aufzählen, oder sagen, was man zum Frühstück ist und wie teuer das jeweils ist. Aber auch Domino, Jenga und natürlich auch, wie könnte es anders sein, Bingo werden gespielt. Ausleben können Lukas und ich uns allerdings nicht nur in der Bastel- und Malecke, an sich können wir uns hier komplett ausleben und alles mit den Senioren machen, was ihnen gut tut und sie beschäftigt. Und was moralisch nicht verwerflich ist. Und natürlich muss es finanziell in einem machbaren Rahmen liegen. Aber sonst sind unserer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Bis jetzt habe ich das noch nicht wirklich ausgenutzt, aber das Jahr hat ja gerade erst angefangen. Im nächsten Eintrag werde ich euch etwas über den Kindergarten und die Feste und Ausflüge dort erzählen. Bleibt gespannt, ich hoffe ich müsst weniger als einen Monat warten.

 

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Eine normale Hochzeit

Der Titel beschreibt die Hochzeit eigentlich ganz gut. Es war schön, und hat echt viel Spaß gemacht, doch anders als in Deutschland war es nicht wirklich. Falls es euch dennoch interessiert könnt ihr gerne weiter lesen.

Die letzte Meldung von mir habt ihr aus dem Zug nach Bielsko-Biała erhalten. Die Fahrt alleine schon hat echt viel Spaß gemacht, denn dieser Zug wäre bei uns bestimmt nicht als InterCity durchgegangen. Auf dem Foto habt ihr ja bereits die coolen Lokomotiven gesehen, aber die Waggons haben einfach perfekt dazu gepasst. Und so habe ich die meiste Zeit damit verbracht mich aus dem Fenster zu lehnen, die man anders als bei uns, bis zur Hälfte auf schieben konnte. Bei Vollmond und einer einspurigen Strecke war das natürlich eine kinoreife Szene. Leider war kein Kamerateam in der Nähe. Anders als in Deutschland gab es fast an jeder Weiche und an jeder Schranke ein kleines Stellwerk, sodass ich während der Fahrt diese hart arbeitenden Leute natürlich auch entspannt beobachten konnte.

 

Am nächsten Tag stand dann die Hochzeit an, allerdings nicht in Bielsko-Biała, sondern in Tarnów. Der Ort liegt allerdings einige Autostunden entfernt, und aufgrund der vielen neuen, und für das Navi unbekannten Autobahnen, war die Fahrt auch ein ziemliches hin und her. Aber wenigstens war es nicht so ein Gehopse wie meine erste Autobahnerfahrung in Polen. Im Endeffekt sind wir dann also eine halbe Stunde zu spät angekommen, den wichtigsten Moment in der Kirche haben wir dann zum Glück noch mitbekommen, auch wenn ich keinen der Sätze des Paares verstanden hab. Die kirchliche Trauung war genauso wie jede katholische Hochzeit in Deutschland auch. Also ich gehe mal davon aus, ich war noch nie auf einer katholischen Hochzeit. Die Kirche war weiß, schön und kitschig geschmückt und auch der Hochzeitsmarsch durfte nicht fehlen. Der einzige Unterschied war Johannes Paul II., der in Hamburg eher seltener von der Wand auf die Brautpaare blickt. Hier hängt der polnische Papst und Heilige jedoch in jeder Kirche. Selbst im Garten der Kirche stand eine Statue von ihm. Also er sieht ja ganz sympathisch aus, aber so ein Papstgewand hat ja gar keine Taschen, also ich glaube der Job ist schon mal nichts für mich. Im Garten stand neben Johannes Paul auch die ganze Hochzeitsgesellschaft und das Paars, es wurden Glückwünsche verteilt und Geschenke überreicht. Ich konnte sogar, mit Antonias vorheriger Hilfe, auf polnisch gratulieren und durfte auch ein paar Geschenke ihrer Familie überreichen. Diese Geschenke bestanden zum größten Teil aus Lego und anderen Spielsachen, denn Bernadetta und Bartek engagieren sich sozial in einem Kinderheim und die Hochzeitsgeschenke wollten sie diesen Kindern spenden.

 

Nach der Kirche ging es wie bei jeder Hochzeit eigentlich zu dem Hotel, in dem gegessen und gefeiert werden sollte. Nachdem das Brautpaar ihre Sektgläser über die Schulter geworfen hatte, und diesen Schlamassel natürlich auch selber aufgeräumt hat, ging es zum Essen. Ich glaube für alle Vegetarier und Veganer wäre das nichts gewesen, denn die Vorspeise bestand aus Kasseler. Und sonst nicht wirklich viel. Aber mir hat es natürlich geschmeckt. An meinem Platz lag sogar mein Name, das hat mich echt gefreut. Die restlichen Gänge waren nicht sonderlich erwähnenswert, es gab Suppe, danach Kartoffeln mit Fleisch und Gemüse und natürlich Nachtisch. Später am Abend gab es noch ein paar Gänge zwischendurch, wie eine traditionell polnische Rote Beete Suppe. Direkt mit dem Nachtisch stand natürlich auch der Vodka auf dem Tisch, es gab ja sogar für alle extra Gläser für die Kurzen. Der restliche Abend und die restliche Nacht ist ganz entspannt verlaufen, es wurde viel getanzt, die Musik war ganz cool und das hat natürlich auch den Abend getragen. Die ältere Verwandtschaft bestand zu einem gewissen Teil aus ehemaligen Bergarbeitern, und das hat man irgendwie auch sofort gemerkt. Solche riesigen Hände hab ich noch nie gesehen. Die haben dann natürlich auch ordentlich was getrunken, und mit der Zeit dachten sie, sie könnten Deutsch. Naja, ein paar Sätze haben sie dann schon rausgehauen, aber ich glaub da ist sogar mein Polnisch besser.

 

Nach dem Frühstück, was mit zehn Uhr viel zu früh war, haben wir uns nochmal die Altsatdt vor Tarnów angeguckt. Sie sieht so ähnlich aus wie irgendwie fast jede Altstadt in Polen. In der Mitte befindet sich der Hauptplatz, der Rynek, in dessen Mitte entweder ein Rathaus und/oder eine Markthalle steht. Ein kleiner Spaziergang hat sich da allerdings doch gelohnt, viel los war allerdings nicht. Also eigentlich war gar nichts los. Vielleicht lag es am Wetter. Oder an der verhältnismäßig frühen Stunde. Danach sind wir mit dem Auto nach Krakau gefahren, da Antonia noch eine Wohnung für die Studienzeit besichtigt hat. Danach sind wir in der Altstadt auch noch Piroggen essen gegangen, ein mittlerweile, typisch polnisches Gericht. Die Stadt war mir von den Weltjugendtagen noch sehr vertraut, und man hat sich ein bisschen zuhause gefühlt, als ich die Straßen abgegangen bin, auf denen wir damals immer lang geschlendert sind. Auch in dem Piroggenrestaurant waren wir damals schon essen. Die Rückfahrt mit der Bahn war nicht annähernd so cool wie die Hinfahrt, der Zug hat eher einem deutschen geglichen. Schade, ich mag solche abenteuerlichen Fahrten eher.

 

Euer Leopoland

 

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Lernende Lehrer

Der letzte Eintrag auf diesem Blog ist nun fast schon eine Woche her, und da das die erste richtige Arbeitswoche war gibt es natürlich viel zu erzählen.

Am Montag habe ich die Woche aus dem Büro gestartet, denn bisher sind wir jede Woche mindestens einen ganzen Tag im Büro. Die Räume da sind zwar etwas dunkel, aber trotzdem ist die Arbeit sinnvoll. Den Großteil habe ich dazu genutzt, denn Deutschunterricht am Dienstag in der Gemeinde vorzubereiten. Ich habe also verschiedene Ideen gesammelt, gelernt wie man ein Papierschiffe faltet und Internetseiten von Pädagogen aufgerufen. Irgendwann kam Lukas nach seiner Arbeit in der Tagesgruppe dazu, und gemeinsam waren nicht sonderlich produktiver. Aber diese Zeit im Büro ist wirklich sehr praktisch, auch wenn ich generell eine Abneigung gegen Büroarbeit habe. Denn wir müssen für unsere Arbeit sehr viel vorbereiten, sei es der erwähnte Deutschunterricht oder verschiede Feste, die wir im Kindergarten organisieren sollen. Dadurch, dass wir das also während unser Arbeitszeit erledigen haben wir Nachmittags und Abends frei, und das ist wirklich entspannt. Wenn man nach acht Stunden Schule endlich fertig war, standen damals immer noch Hausaufgaben und lernen auf dem Plan. Lernen muss ich hier zwar auch, denn ich möchte mich unbedingt auf polnisch mit den Leuten unterhalten können, aber es ist eine ganz andere Herangehensweise als in der Schule.

Den nächsten Tag habe ich dann in der Seniorengruppe verbracht, zumindest den Vormittag. Hier haben wir wieder verschiedene Spiele gespielt, die das Gedächtnis der älteren Herrschaften fördern sollen, und mir gleichzeitig Vokabeln beibringen. Jetzt weiß ich zum Beispiel, was man hier so frühstückt. Es ist das selbe wie in Deutschland, aber irgendwie viel günstiger. Daran könnte ich mich gewöhnen. Danach haben wir noch mit Knete, Muscheln, Reis und einem Holzbrett Bäume gebastelt. Den Nachmittag habe ich wieder im Büro verbracht, und die letzten Vorbereitungen für unseren Deutschunterricht getroffen. Um Vietel nach fünf waren die beiden Lehrer, also Lukas und ich, in Begleitung von Maryna, auch am vereinbarten Treffpunkt. Insgesamt standen uns da sieben Kinder gegenüber, von denen zwei in meiner Gruppe, den Anfängerkurs, kamen. Aufgrund dieser geringen Menge waren die vorbereiten Aufgaben wie Papierschiffe falten auch viel zu schnell vorbei. Vor allem, weil es nicht für alle eine so neue Aufgabe war wie für mich. Ein Junge konnte sogar schon ein bisschen deutsch, weshalb er von meinen Tafeln mit Vokabeln wie “Guten Tag“ und “Auf Wiedersehen“ auch nicht mehr so viel gelernt hat. Die Kommunikation war dazu auch noch etwas holprig, da ich sie nicht verstanden habe. Nachdem nach zehn Minuten die vorbereiten Aufgaben, die für die ganze Zeit reichen sollten, erledigt waren, waren wir zuerst etwa planlos. Danach haben wir mithilfe der Tafel und verschiedenen Bildern ein paar Vokabeln gelernt. Das hat aufgrund der Spontaneität, Offenheit und Hilfsbereitschaft der beiden Jungs dann auch echt Spaß gemacht. Allerdings glaube ich, dass ich mehr polnisch von ihnen als sie deutsch von mit gelernt haben. Aber ich habe ja noch ein Jahr Zeit.

Die restliche Woche habe ich dann noch zweimal im Kindergarten verbracht, und ein mal in der Seniorengruppe. Im Kindergarten hat das Geschehen draußen auf dem Spielplatz apokalyptische Ausmaße erreicht. Mit hektischen Blicken bin über den Rasen gerannt, habe mich unter winzigen Hängebrücken durchgezwängt und den Atem der Verfolger im Nacken gespürt. Oder eher ihre Schreie. Denn unsere ganze Gruppe, und ein paar Mitläufer aus anderen Gruppen, sind wie wild hinter mir her gerannt, und haben mich danach fast erdrückt. Nur mit geschickten Kitzelattacken konnte ich mich verteidigen. Es war anstrengend, hat aber auch Spaß gemacht und mich gefreut. Die Direktorin meinte später allerdings mit einem Augenzwinkern, dass ich versuchen sollte, eine gewisse Autorität und kein Spielkamarad zu werden, denn sonst würde die Horde irgendwann auf meinem Kopf tanzen. Ich bin mal gespannt, wie ich diese Gradwanerung hinbekomme. Am nächsten Tag sollte ich sie dann jagen, aber so ganz sicher war ich mir am Anfang nicht, denn die Menge an Kindern hat irgendwas gerufen, was ich nicht verstanden habe. Ein kleiner Junge, der ein bisschen Englisch konnte, was mich echt beeindruckt hat, hat dann übersetzt. Und die Kinder haben dann, da sie wohl begriffen, dass ich sie nicht verstehen, nur noch “catch you“ gerufen, wahrscheinlich ohne zu begreifen, was es heißt. Und im Laufe der Zeit hat sich daraus auch eher ein Eigenwort entwickelt. 

Im Moment sitze ich, es ist Freitag, im Intercity nach Bielsko-Biała, der eher einem Eurocity gleicht. Die Abteile hier sind auch etwas enger, mit acht gequetschten Leuten ist es entsprechend warm. Das Ziel dieser Reise ist einer Hochzeit in der Familie meiner Freundin Antonia. Über polnische Hochzeiten hat mal ja schon viel gehört, ich werde für euch herausfinden, was der Wahrheit entspricht. Achso, die schlimmste Nachricht zum Schluss: Mittlerwile wurde der Zugang zum Dach abgeschlossen. 


Euer 

Leopoland

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Von Hobbits und anderen Gestalten

Die ersten beiden Arbeitstage liegen hinter uns, und viel ist passiert. Außerdem haben wir noch mit einer Gruppe einen Ausflug zu den beiden Friedenskirchen in Schlesien gemacht. Aber lest doch selbst!

Am Donnerstag war der erste richtige Arbeitstag. Ab jetzt war ich auf mich allein gestellt, den Lukas hat den Tag im Kindergarten verbracht. Ich hingegen habe mich mit der Tagesgruppe der Senioren beschäftigt und etwas im Büro gearbeitet. Um den Tag zusammen zu fassen: Es hat echt viel Spaß gemacht! Der Weg zur Tagesgruppe ist nicht weit, denn sie haben ihre Räume in unserem Gebäude. So bin ich um neun losgegangen, zwei Stockwerke nach unten gegangen und war um neun am Arbeitsplatz. Und richtig gearbeitet wurde auch noch nicht direkt, denn die Senioren scheinen so ähnlich zu leben wie Hobbits, es gab zu Beginn ein zweites Frühstück, und auch für mich war noch ein Stück Kuchen da. An diesem Tag waren fünf dieser Hobbits da, und alle waren von Anfang sehr offen und freundlich. Einige leiden zwar an Demenz und haben eher passiv zugeschaut, während ziemlich viel geredet haben. Allerdings auf polnisch. Die Leiterin der Tagesgruppe konnte zum Glück Englisch, und so konnte auch ein Gespräch entstehen. Im Verlauf des Vormittags haben wir dann angefangen einige Spiele zu spielen. Es waren eher einfach Aufgaben, so sollte man zum Beispiel Gegenstände aus dem Zimmer nennen. Aber genau diese Spiele brauchte ich, und dank des Bilderwörterbuches, wo unter anderem auch die Namen von Möbelstücken aufgelistet waren, konnte ich mich gut beteiligen. Und neben einigen Vokabeln konnte ich beim Dominospiel auch die Zahlen lernen. Zwar nur von Eins bis Sechs, aber das war ja in der Schule nicht anders. Mittags konnte ich danach noch mit den Senioren im Restaurant der Gemeinde essen, und konnte so gut gesättigt in das Büro gehen. Alles in allem hat mir der Vormittag in der Tagesgruppe viel Spaß gemacht, und ich hoffe, ich kann mich jedes Mal etwas mehr beteiligen.

 

Auf dem Weg ins Büro habe ich auch noch Maryna getroffen, und sie konnte an meinem Lächeln ablesen, das mir der Vormittag Spaß gemacht hat. Im Büro wurden die Aufgaben dann etwas langweiliger, denn ich habe dabei geholfen, Formulare für die Finanzierung meines Dienstes auszufüllen. Mein Gott ist das undurchsichtig und kompliziert. Wir werden bestimmt noch ein paar mal die Dokumente verbessern müssen, die Wahrscheinlichkeit Fehler einzubauen ist einfach zu groß. Die restliche Zeit im Büro habe ich genutzt, um den Deutschunterricht mit der Jugendgruppe der Gemeinde vorzubereiten. Los geht es am Dienstag, ich bin gespannt wie das ohne wirkliche Polnischkenntnisse ablaufen wird.

 

Am Freitag haben die Aufgaben von Lukas und mir rotiert, und somit war ich im Kindergarten aktiv. Die Arbeit dort hat ebenfalls viel Spaß gemacht, allerdings war die Kommunikation etwas schwieriger, denn die Kinder haben nicht begriffen, das sich meine polnisch Kenntnisse sehr in Grenzen halten. So konnte ich meist nur mit einem freundlichen Gesicht und einem Schulterzucken antworten. Irgendwann hatten zumindest die klugen Kinder begriffen, dass man mit mir wohl keine tiefgründigen und philosophischen polnischen Gespräche führen konnte. Mit ihnen konnte ich dann auch meinen Wortschatz etwas erweitern, in dem ich im Sandkasten zum Beispiel verschiedene Formen hochgehalten hab und versucht habe, deren Name auszusprechen. Truskawa, Erdbeere oder samochód, Auto. Beim Essen haben sie sogar von alleine mir einige Vokabeln beigebracht, auch wenn sie bei meinen häufigen Nachfragen schnell mal die Hand vors Gesicht geschlagen haben. Das sah allerdings ganz süß aus. Übrigens gab es hier zwei Mittagessen, bei den Kindern handelt es sich wohl auch um Hobbits. Die Erzieherin, ich glaube sie ist zu groß für einen Hobbit, meiner Gruppe, den grupa zając, der Hasengruppe, hat sogar ihre Deutschkenntnisse aus der Schule aus gekramt und mit meinem kleinen Wörterbuch konnte man sich verständigen. Auf den nächsten Tag im Kindergarten bin ich auch schon gespannt, vielleicht kann ich mir dann auch ein paar Namen mehr merken.

 

Nächste Woche soll auch endlich der polnisch Unterricht für Lukas und mich anfangen, ich freue mich schon darauf. Auch wenn einige Leute Englisch, oder sogar Deutsch können, bin ich ja auch hier, um die Sprache des Landes zu lernen. Und viele Dinge sind wirklich einfacher, wenn ich mich ausdrücken kann. Bis jetzt kann ich unter anderem nicht so gut den Kindern einige Spiele zeigen, denn nur mit Händen und Füßen kann man es nicht wirklich erklären. Und auch den ganzen Fragen, die einem die Kinder stellen, möchte ich nicht mehr nur mit einem fragenden Gesicht und einem Schulterzucken beantworten können.

 

Am Samstag haben wir noch mit der Gruppe zur Ausbreitung des Evangeliums, ein paar ältere Herrschaften, die gerade im Hotel der Gemeinde verweilen, einen Ausflug nach Świdnica zur Friedenskirche gemacht. Nach dem dreißig Jährigen Krieg wurde sie als evangelische Kirche gebaut, wohl zur Versöhnung. Allerdings gab es viele Auflage, unter anderem durfte nur Holz und Lehm als Baumaterial verwendet werden. Ohne Hintergedanken ist das wohl nicht passiert, denn die Friedenskirchen, die zweite ebenfalls in der Nähe haben wir auch besucht, durften auch nicht wie Kirchen aussehen. Stehen tuen sie trotz dieser Baumaterialien immer noch, und die Innenräume waren beeindruckend. Unten könnt ihr euch Fotos anschauen. Die zweite Kirche war zwar etwas staubig, aber in Sachen Ordnung kann ich nicht unbedingt mit dem Finger auf andere Zeigen. Das beste zum Schluss: Wir haben den Weg aufs Dach gefunden. Bis bald!

 

Euer Leopoland

 

 

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Bereit für den Dienst

Die letzten drei Tage hatten Lukas und ich Seminare. Wir haben uns unsere Dienststellen angeschaut, uns vielen verschiedenen Menschen vorgestellt und die Stadt besichtigt. Morgen fängt für uns dann der richtige Dienst an, und wir sind beide schon gespannt!


Das Wappen von Breslau, bzw. Wroclaw
Das Wappen von Breslau, bzw. Wroclaw

Heute geht unser Seminar, was uns auf unsere Stelle vorbereitet hat, zu Ende. Ab morgen werden wir anfangen, in den verschiedenen Bereichen dieser Gemeinde zu arbeiten. Gestern habe wir zu Beginn des Tages die Tagesgruppe der Senioren besichtigt. Ihre Räume befinden sich direkt unter unserer Wohnung. Auf drei Stockwerken werden die älteren Menschen unter der Woche beschäftigt. So gibt es zum Beispiel Kurse für Gymnastik oder Tanz, und selbst Computerunterricht wird angeboten. Natürlich, wie könnte es anders sein, wird mit den Senioren auch gebastelt. Wir als Freiwilligewerden auch einige Aufgaben übernehmen, wie die Sprachkurse in Englisch oder Deutsch. Auf den beiden Stockwerken gibt es für alle Bereichen entsprechende Räume. Da das Gebäude aber relativ neu ist, sind noch nicht alle Räume wirklich eingerichtet. Hier könnten wir also auch versuchen, mit den Senioren die Wände und Fenster zu verschönern. Bei dem Besuch bin ich übrigens meine letzte Packung Hamburger Speck los geworden. Im Anschluss haben Maryna, die Koordinatorin des Freiwilligendienstes, Lukas und ich besprochen, was es denn für verschiedene Möglichkeiten gibt, sich zu engagieren. Da die Stelle noch relativ neu ist wird von uns viel Kreativität erwartet. Ich hoffe mal, ich entdecke noch meine bis jetzt unbekannte kreative Seite. So können wir zum Beispiel im Kindergarten verschiedene Feste organisieren, oder auch mit Jugendgruppen Reisen nach Deutschland. Theoretisch gibt es viele Möglichkeiten.

Am Abend wurden wir dann noch in einem Elternabend der Gemeinde vorgestellt. Der Religionsunterricht findet hier für die Protestanten nämlich in ihrer Gemeinde statt. Wir haben uns hier zum dritten mal mit den selben Sätzen vorgestellt, aber dennoch haben wir wieder Applaus geerntet. Zum Schluss haben einige Eltern noch ihre Kinder zu Deutschkursen angemeldet, sodass Lukas und ich jeweils einen eigenen Kurs spielerisch unterrichten werden. Nächste Woche Dienstag geht es los, ich bin schon gespannt. Bis dahin haben wir noch Zeit, unser Kreativität freien Lauf zu lassen.

Heute haben wir vor allem allgemeine Dinge besprochen und uns auf den morgigen Beginn des Dienstes vorbereitet. Ich werde den Donnerstag in der Tagesgruppe der Senioren verbringen, und nachmittags noch ein wenig im Büro der Gemeinde arbeiten, um unter anderem den Deutschunterricht vor zu bereiten. Im Moment bin ich wirklich gespannt, wie der Tag mit den Senioren so verlaufen wird. Die Leiterein der Gruppe spricht zum Glück Englisch, aber dennoch ist es ein bisschen seltsam, nicht mit den Senioren kommunizieren zu könne. Aber es gibt ja noch Gestik und Mimik, ich lasse mich überraschen, wie gut man sich damit unterhalten kann.

 

Euer Leopol(an)d

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Der Anfang ist gemacht

Heute geht mein erster vollständiger Tag in Wroclaw zu Ende. Wir, also ich und mein Mitfreiwilliger Lukas, haben heute viel erlebt, doch es war in keinster Weise stressig oder anstregend.

Begonnen haben wir den Tag mit einem leckeren Frühstück in dem Restaurant des anliegenden Hotels, welches ebenfalls zum evangelischen Gemeindezentrum gehört. Diesen Luxus können wir uns allerdings nur während des Seminars gönnen, welches am Mittwoch bereits endet. Schade Schokolade.

Danach ging es zu einer kleinen Vorstellungsrunde, die zu zweit, beziehungsweise zu dritt, mit unserer Koordinatorin, nicht sonderlich viele neue Bekanntschaften, dafür aber um so mehr interessante Details ans Tageslicht gebracht hat. Im Vordergrund der ersten beiden Einheiten standen unsere Erwartenungen für das Folgende Jahr. Diese haben wir teilweise in einem pädagogisch wertvollen und künstlerisch hoch anspruchsvollen Comic zum Ausdruck gebracht. In meinem Meisterwerk stand dabei vor allem die Angst vor Fahrraddiebstählen, dem brutalen Verkehr und der schweren Sprache im Vordergrund. Bei Lukas lag die Priorität daneben auch auf der Herrausforderung des Lebens ohne die hilfsbereiten Eltern. Ich bin gespannt, wie wir das gemeinsam meistern werden.

Nach dem Mittagessen, im Restaurant, ging es nach einer kleinen Führung über das Gelände zum Bischof, beziehungsweise ehemaligen Bischof, der diese Gemeinde leitet. Auf dem Bild steht er ganz rechts, links davon stehen ich, Lukas und Maryna, die Koordinatorin. Bei Kaffe und Tee habe ich auch noch etwas Hamburger Speck angeboten, den ich aus Deutschland mitgebracht hatte. 

Zum Abschluss des Tages sind wir zu dem Kindergarten gegangen, in dem wir auch etwas häufiger arbeiten werden. Er wurde mit Mitteln aus der Gemeinde renoviert und wird auch von der Stadt unterstützt. Heute war, zu Beginn des Schuljahres, ein Elternabend. Wir haben uns dort kurz vorgestellt, mit einigen bereits vorher gelernten Sätzen. Die Eltern haben uns sogar applaudiert, und waren sehr freundlich und fröhlich. Ich bin schon auf die Arbeit mit den Kindern, denen wir teilweise auch etwas deutsch beibringen sollen, gespannt. Der ehemalige Freiwillige Adrian, der erste Freiwillige in dieser Stelle, hatte noch weniger Aufgaben, und wurde auch etwas skeptisch aufgenommen. Doch vor allem sein Dienst ist der Grund für diese positiven Reaktion, denn viele erinnern sich noch an ihn.

Am Abend haben Lukas und ich uns nochmal ein bisschen die Stadt angeguckt, sind ein bisschen planlos durch Straßen geschländert und haben einiges gesehen. Diesen Trip habe ich euch unten als Galerie hochgeladen, sodass ihr auch ein paar Impressionen aus Wroclaw genießen könnt. Auf den Bildern seht ihr zweimal einige kleine Metallzwerge, von denen über 80 Stück von einer Künslerin in der Stadt verteilt wurden. Außerdem haben wir auf dem Weg auch einen größeren Einsatz der Feuerwehr, oder hier der Straz, gesehen. Der Grund bleibt uns allerdings schleierhaft, und die Zeitung von morgen verstehen wir leider nicht. Aber ihr könnt beruhigt sein, ich glaube es gab keine Verletzten.

 

Euer Leopol(an)d

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Jetzt geht´s los!

Die letzten Tage habe ich auf diesen Moment hingefiebert, jetzt ist es endlich soweit. Ich breche zu meiner Dienstelle nach Breslau auf, um dort meinen Freiwilligendienst zu leisten.

Vor einem Tag bin ich aus Hamburg aufgebrochen, um mit Bahn und Bus nach Breslau, oder Wroclaw, zu reisen. Am Bahnhof wurde ich von einigen Freunden und Verwandten ganz herzlich verabschiedet. Es war schön, die letzen Momente in Hamburg noch von all diesen Menschen umgeben zu sein. Sogar ein Geschenk gab es zum Abschied noch, ein polnisches Bilderwörterbuch, was mir sicherlich vor allem im Umgang mit Kindern helfen wird.

Auf dem Weg nach Berlin sind mir im Zug viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Wahrscheinlich saß ich, wie die Helden in allen guten Filmen, dramatisch mit einer Denkermine am Fenster. Ich war mir nicht sicher, ob ich irgendetwas vergessen hatte, und vor allem, ob ich mich wirklich von allen wichtigen Menschen gut verabschiedet hatte. Aber trotz all diesen Sorgen war ich sehr fröhlich, endlich diese Reise anzutreten. Denn der Abscchied war vielmehr ein "Auf Wiedersehen" als ein "Lebe Wohl". Ich hoffe, einige kann ich schon hier in Wroclaw wiedersehen, denn ich freue mich über jeden Besuch!

Mehr Gedanken machte ich mir allerdings über die Sprache, denn ich spreche kein polnisch, und habe auch in der Schule nie ein Talent für Sprachen gehabt. Des Weiteren ist Polnisch auch eine relativ schwere Sprache, vor allem ohne Vorkenntnisse im slawischen Sprachraum. Ich hoffe, von der Aufnahmestelle wird noch ein Sprachkurs organisiert, und wenn nicht habe ich zum lernen auch einige Bücher mitgebracht. Wir werden mal sehen, was die Zukunft so bringt!

Vor dem Umsteigen in den Bus nach Wroclaw habe ich dann auch noch Lukas kennen gelernt, mit Gepäck für ein Jahr ist man nämlich nicht gerad unauffällig. Mittlerweile wohnt er mit mir in einer WG, denn er ist der andere Freiwillige aus Deutschland, der mit mir hier arbeiten wird. Wir haben uns sofort gut verstanden, und so ging die Busfahrt schneller und ohne dramatische Blicke aus dem Fenster vorbei. Die erste Begrüßung in Polen war etwas holprig, denn direkt hinter der Grenze wurde die Autobahn sichtlich schlechter, doch unsere Busfahrerin hat das relativ wenig interessiert, sie hatte den einzigen gefederten Sitz. Mit hundert Kilometern pro Stunde fuhr es sich also wie auf Kopfsteinpflaster. Die Gegenfahrbahn war übrigens perfekt und neu ausgebaut. Nach einiger Zeit wurde unsere Straße allerdings auch besser und wir konnten die schöne Landschaft im Licht der untergehenden Sonne genießen.

Nach der Ankunft mussten wir kurz warten, wurden dann aber von Maryna, unserer Koordinatorin, in Empfang genommen. MIt einem Taxi haben wir das schwere Gepäck in unsere Wohnung gebracht und uns dann erstmal etwas eingerichtet. In den nächsten Tagen werde wir auch Ikea nochmal einen Besuch abstatten. Da wir beide relativ erschöpft waren, haben wir an diesem Tag nur noch zu Abend gegessen und sind danach schlafen gegangen. Am nächsten Tag haben unsere Seminare angefangen, doch dazu und zu meiner Aufgabe hier in einem anderen Artikel mehr.


Euer Leopol(an)d

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